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Die Südbahn
Mario Schwarz and Désirée Vasko-Juhász
2006
Das vorgelegte Werk ist als 1. Band einer zweiteilig geplanten Publikation verfasst worden, die sich mit den kulturhistorischen und architekturgeschichtlichen Aspekten der Hotel- und Villenbauten am Semmering im südlichen Niederösterreich beschäftigt. Die Arbeit ist eine Fortsetzung eines vom FWF geförderten Forschungsprojekts (Nr. P 13959 ) unter der wissenschaftlichen Leitung und Begutachtung des Antragstellers (Univ.-Prof.Dr. Mario Schwarz). Gegenstand der Untersuchungen und Ausführungen dieses Bandes ist die kulturgeschichtliche Stellung und Bedeutung der Südbahngesellschaft bei der Erschließung der Semmering-Region als erstrangig bedeutendes Naherholungsgebiet des Wiener Bürgertums im späten 19. Jahrhundertwende bis zum Ersten Weltkrieg. Die Untersuchung zeigt, dass die Aufschließung dieses Gebiets hauptsächlich auf die Initiative des Direktors der Südbahngesellschaft Friedrich Schüler sowie auf den Hofbildhauer Franz Schönthaler zurückgeht. Die Umsetzung der Planungen im Bereich der Hotelarchitektur ist in der ersten Phase auf Architekt Franz Wilhelm, den Mitarbeiter des Erbauers des Wiener Südbahnhofes Wilhelm Flattich zurückzuführen, in einer zweiten Phase auf die Architekten Alfred Wildhack und Robert v. Morpurgo. Die Forschungen der Verfasserin erschließen sowohl zu den bisher gänzlich unbearbeiteten Werken dieser Architekten, als auch zu ihren Biographien wichtige Erkenntnisse. Völlig neue, wichtige Ergebnisse brachte die Untersuchung hinsichtlich der Zusammenhänge der Hotelbauten am Semmering mit den großen Hotelanlagen der Südbahngesellschaft in Toblach (Dobiacco; von Wilhelm Flattich) und Abbazia (Opatija; von Alfred Wildhack u.a.) als Aktivitäten einer corporate identity der Bahngesellschaft. Diese Ergebnisse stellen die Südbahngesellschaft mit an die Weltspitze der berühmten Hotelaanlagen von Eisenbahngesellschaften, für die die Autorin zahlreiche Vergleichsbeispiele von Großbritannien bis in die USA anführt. Die Verfasserin erschließt damit den Bereich eines bisher erst in wenigen Ansätzen erforschten Gebiets der Architekturgeschichte. Sowohl vom Ambiente als auch von den gewählten Stileigenschaften der Bauten bestehen jedoch auch wichtige Bezüge der Hotelarchitektur des Semmering zu den Hotelbauten in der Schweiz. In einem großangelegten Überblick bindet die Autorin die Semmeringhotels in die kulturgeschichtliche Entwicklung der Region um die "Wiener Hausberge" in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, insbesondere seit der Erbauung der Semmeringbahn, ein. Die Arbeit ist reich mit Außen- und Innenansichten der Objekte, historischen Ansichten, Plandokumenten und zahlreichen Vergleichsabbildungen ausgestattet.Dem geplanten Band wird ein Einleitungskapitel des Antragstellers (Univ.-Prof.Dr. Mario Schwarz) vorangestellt, in welchem das Phänomen der Aesthetisierung der Landschaft im Zusammenhang mit der Anlage der Semmeringbahn neu untersucht wurde. Dabei werden vor allem jene Aspekte herausgearbeitet, die die geniale baukünstlerische Einbeziehung des Landschaftsmoments als Erlebnisfaktor aus der Bewegung der Bahnfahrt in das Gestaltungskonzept des Bahnbaues belegen. Die Entwicklung wird einerseits als Höhepunkt und Endpunkt jener Form der Landschaftsgestaltung dargestellt, die aus dem Ideenschatz des Englischen Landschaftsgartens der Romantik hervorgegangen ist, andererseits aber auch mit der um die Mitte des 19. Jahrhunderts in Wien an der Universität gelehrten Theorie der Aesthetik begründet.
This book is included in DOAB.
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