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Geschichte der italienischen Literatur in Österreich Teil 2
Gualtiero Boaglio
2012
Der Friede von Campoformido (17.10.1797) zwischen Napoleon und Franz II. ist der Ausgangspunkt dieser Monographie, die auf die Geschichte der italienischen Literatur und Sprache in jenen Länderteilen der Habsburgermonarchie fokussiert ist, die dem heutigen Österreich entsprechen. Der Endpunkt ergibt sich aus dem Zusammenfall der Monarchie im Jahr 1918. Die Studie zeigt, dass sich die Huldigungsdichtung in italienischer Sprache im 19. Jahrhundert in Österreich den neuen Gegebenheiten des Pressemarktes, den veränderten politischen Verhältnissen und den soziopolitischen Entwicklungen angepasst hatte und erstaunlich lebendig war. Nachdem die Gründe und die Modalitäten für das Ende der goldenen Epoche der poetischen Tradition in italienischer Sprache in Österreich beleuchtet werden, widmet sich der Autor der Künstlergruppe um Erzherzogin Maria Beatrice von Este, die in Wien die letzte Gönnerin italienischer Künstler und Dichter wurde und die Tradition der Hofdichtung bis zum ihrem Tod 1829 nach altem Muster pflegte. Diese Tradition ist im 19. Jahrhundert jedoch mit einer fortschreitenden Popularisierung konfrontiert, wobei sich die Sprachlehren des Italienischen und der Sprachunterricht wachsender Beliebtheit erfreuten. Die Sprachpolitik der Habsburgermonarchie stellte das Italienische als Kultursprache nie in Frage. Im Gegenteil, die Behörden förderten das Erlernen der Sprache an den Universitäten, um die Anzahl der sprachkundigen Studenten zu erhöhen, die später als Beamte in der Zentralverwaltung wie auch in den italienischen Kronländern eingesetzt werden konnten. Außerdem begünstigte die Sprachpolitik das rege Erscheinen von anspruchsvollen Zeitungen und literarischen Zeitschriften in italienischer Sprache. Da in den italienischen Kronländern der Unterricht in Italienisch erfolgte, behandelt die Studie auch italienische Schulbücher und literarische Schulanthologien, die in Wien gedruckt und meistens auch verfasst wurden. Im letzten Teil dieses Abschnittes wird aufgrund zahlreicher Archivmaterialien der Italienischunterricht des zukünftigen Kaisers Franz Joseph dargestellt und analytisch untersucht. Die Huldigungsdichtung überlebte die Revolutionsjahre 1848/1849 und setzte sich anachronistisch bis zum Ersten Weltkrieg fort. Die unaufhaltsame Popularisierung der Kaiserfigur fand in unzähligen Prunkwerken zu den Herrscherjubiläen, in Zeitungen, Festen aber auch durch italienische Dichtung statt, die zwar keinen hohen poetischen Wert mehr hatte, doch zur Stilisierung Franz Josephs als Vater der Nation beitrug.
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