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Der Band bietet eine umfassende historische Rekonstruktion von politischen Strategien, Konflikten, Haltungen und Normierungen, die das heterogene Feld der menschlichen Reproduktion, verstanden als sowohl Fortpflanzung als auch Obsorge über Kinder umfassend, durchziehen. Die Analyse stützt sich auf zwei Fallstudien: die USA und Österreich. Zwar sind beide Länder Teil eines geographischen und konzeptionelles Raumes, den man als "transatlantische Welt" (Daniel Rodgers) bezeichnen kann. Allerdings nehmen sie höchst unterschiedliche Positionen innerhalb der globalen Machtstruktur ein und sind durch höchst unterschiedliche Beziehungen zwischen Staat, Religion und Gesellschaft sowie stark divergierende politische Kulturen gekennzeichnet. Die Analyse der Fallstudien hat nicht den Anspruch, eine universelle Geschichte der Bevölkerungspolitik darzustellen, in einem abschließenden Kapitel werden aber durchaus über diese Fallstudien hinaus gültige Thesen zu den wesentlichen Entwicklungen im 20. Jahrhundert formuliert.Um eine umfassende und gleichzeitig fokussierte Analyse zu ermöglichen, konzentriert sich die Studie auf drei Aspekte des Verhältnisses zwischen Reproduktion und den damit in Zusammenhang stehenden Politiken: die Sexualberatungen in New York und Wien in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen, die gesellschaftlichen Strategien, die sich in Österreich und den USA auf die Schnittstelle zwischen Erwerbs- und Reproduktionsarbeit richten, und die Konflikte um den Schwangerschaftsabbruch, die im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts in beiden Gesellschaften auftreten. Diese Aspekte sind als "Arenen" konzeptioniert, also als Räume oder komplexe soziale Situationen, in denen Gruppen oder Einzelpersonen, die sich für ein bestimmtes Thema interessieren, interagieren und dabei versuchen, ihre Sicht der Welt zu etablieren und sie in der Form von für alle gültigen Regeln als hegemoniale durchzusetzen. Auf dieser Basis werden Entwicklungen, die für beide Fallstudien Relevanz haben, hinsichtlich der Reproduktion der Nation, der Rationalisierung der Fortpfanzung sowie der Globalisierung angesprochen. Die Resultate aus den Fallstudien werden in Beziehung gesetzt zu für das 20. Jahrhundert signifikanten Phänomen, z. B. Migration, selektive Bevölkerungspolitik im globalen Maßstab, die Entstehung internationaler und transnationaler Organisationen und Handlungsmuster (private Stiftungen, NGOs, UN-Organisationen). Der Vergleich zwischen den USA und Österreich öffnet den Blick auf das der Reproduktion in der Moderne innewohnende Spannungsverhältnis zwischen der Ausweitung individueller Handlungsspielräume und Politiken der Disziplinierung. Überraschende Ähnlichkeiten und signifikante Unterschiede der beiden Fallstudien in der Entwicklung von auf Reproduktion bezogenen politischen Strategien verweisen auf das unauflösliche Dilemma einer Fortpflanzungspolitik, die auf "menschlichen Fortschritt" abzielt. Damit eröffnet sich ein komplexes Verständnis für die Ambivalenzen von Reproduktion in der Moderne.
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Keywords
- 20th century
- Austria
- Österreich
- Political culture
- Population
- Reproduction
- Schwangerschaftsabbruch
- Society & Social Sciences
- United States of America
- Vereinigte Staaten
- Wien