Explore
Mühlauer Tagebuch
Richard Hörmann and Monika Seekircher
2001
Ferdinand Ebner (1882-1931) ist neben Ludwig Wittgenstein der bedeutendste österreichische Sprachdenker des 20. Jahrhunderts. In seinem Hauptwerk Das Wort und die geistigen Realitäten. Pneumatologische Fragmente entwickelt Ebner eine neue Form von Anthropologie, die auf einem dialogisch geprägten Verständnis des Menschen basiert. Neben seinen philosophischen Schriften verfaßte Ebner aber auch unzählige Briefe und war zudem ein intensiver Tagebuchschreiber. Das sogenannte "Mühlauer Tagebuch" vom 23.7. bis 28.8.1920 ist eines von insgesamt 14 erhaltenen Tagebüchern Ebners, welche neben dem philosophischem Nachlaß und den Briefen am Brenner-Archiv aufbewahrt werden. In diesem Tagebuch schildert Ebner seinen einmonatigen Aufenthalt bei Ludwig von Ficker in Mühlau bei Innsbruck, der der Beginn einer jahrelangen Freundschaft ist. Ficker, der bereits einige Aufsätze Ebners in seiner Zeitschrift Der Brenner publiziert hat, läßt 1921 auch Ebners bereits 1919 fertiggestellte Fragmente im Brenner-Verlag erscheinen. So wird Ficker Ebners Verleger, Förderer und Freund. Aus mehreren Tagebucheintragungen geht hervor, daß Ebner bei Ficker eine Akzeptanz und Freundlichkeit erfährt, die ihm bisher fremd waren. Dieses für Ebner so seltene Gefühl des Wohlbefindens erfährt er auch bei seinen zahlreichen Spaziergängen mit Ficker, die zu intensiven Naturerlebnissen führen, sodaß Ebner, der die Bedeutung des Wortes immer wieder betont, auch Grenzen der sprachlichen Möglichkeiten wahrnimmt. Ebners geistige Einstellung tritt ganz klar und markant in der Begegnung mit verschiedenen Persönlichkeiten aus dem Brenner-Kreis und in der Auseinandersetzung mit den verschiedenen geistigen Strömungen zu dieser Zeit hervor. So wird er z.B. in der Person von Paul Bargehr mit dem Buddhismus konfrontiert, dem gegenüber er sich wenn auch nicht verständnislos so doch skeptisch äußert. Immer wieder zeigt sich auch seine Ablehnung der katholischen Amtskirche trotz seiner erst einige Jahre zuvor erfolgten Hinwendung zum Christenturn. Besonders interessant ist Ebners Begegnung mit dem Maler Erich Lechleitner. Angesichts seiner Bilder gerät er in einen Zwiespalt mit seinem eigenen rigorosen Kulturpessimismus.Dem Tagebuchtext folgt ein Einzelstellenkommentar, in dem biographische, literarische, philosophische, historische u.a. Anspielungen geklärt werden. Die drei Aufsätze, die an den Einzelstellenkommentar anschließen, sind als Flächenkommentar zu verstehen, d.h. sie stellen eine breitere Form der Kommentierung dar, wobei der biographische, der philosophische und der kulturelle Hintergrund Ebners aufgezeigt wird. Monika Seekircher liefert eine etwas umfassendere Kurzbiographie Ebners, wobei neben Ebners Lebensdaten auch seine wichtigsten persönlichen Beziehungen und seine geistige Entwicklung kurz dargestellt werden. Richard Hörmann versucht in seinem Aufsatz, den Zusammenhang des Tagebuchs mit Ebners Fragmenten aufzuzeigen, da sehr viele Stellen des Tagebuchs nur vor dem Hintergrund der Fragmente richtig zu verstehen sind. Walter Methlagl bettet das Tagebuch in den lokalen kulturellen Kontext ein, wobei er insbesondere auf die geistigen Strömungen im Brenner-Kreis eingeht. Das umfangreiche Bildmaterial dient der Veranschaulichung und ermöglicht somit eine konkrete Vorstellung von den im Tagebuch erwähnten Personen, den Örtlichkeiten zu dieser Zeit und von den Bildern der im Tagebuch genannten Maler.
This book is included in DOAB.
Why read this book? Have your say.
You must be logged in to comment.
Rights Information
Are you the author or publisher of this work? If so, you can claim it as yours by registering as an Unglue.it rights holder.Downloads
- 55 - pdf (CC BY-NC-ND) at OAPEN Library.
- 42 - pdf (CC BY-NC-ND) at OAPEN Library.
- 74 - pdf (CC BY-NC-ND) at OAPEN Library.
Keywords
- 20th century
- Austrian philosopher
- Ferdinand Ebner
- Ferdinand Ebner, Austrian philosopher, 20th century
- Gott
- Humanities
- Innsbruck
- Jesus Christus
- Mensch
- Philosophy
- thema EDItEUR::Q Philosophy and Religion::QD Philosophy