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Oskar Kokoschka
Gloria Sultano and Patrick Werkner
2003
Ergebnis des Forschungsprojekts ist eine monografische Studie über einen bisher von der Kunstgeschichte vernachlässigten Bereich in Leben und Werk Oskar Kokoschkas. Die Jahre seines Exils in Prag und vor allem in London, in denen er unter erschwerten Bedingungen arbeitete und lebte, sind die Entstehungszeit seiner politischen Allegorien. Da diese Werke außerhalb des Kanons der allgemeinen kunstgeschichtlichen Entwicklung liegen, und weder zum Surrealismus noch zur abstrakten Kunst in Affinität stehen, hat die Forschung ihnen bisher vergleichsweise geringe Aufmerksamkeit gewidmet. Die nun vorliegende Untersuchung nähert sich der Werkgruppe der politischen Allegorien aus interdiziplinärer Perspektive. Die beiden Verfasser - G. Sultano ist Historikerin, P. Werkner Kunsthistoriker - gingen von unterschiedlichen Fragestellungen aus, sodaß als Ergebnis des Projekts sowohl ein zentraler Werkabschnitt des Künstlers beleuchtet wird, wie auch ein biographischer Abschnitt Kokoschkas zeitgeschichtlich aufgefächert wird.Die Jahre 1937 und 1950 wurden hier als ungefähre Grenzen für jenen Lebens- und Arbeitsabschnitt Oskar Kokoschkas gewählt, in dem er durch die weltpolitischen Vorgänge aufs stärkste betroffen war. 1937 ergab sich als Grenze nach unten, insbesondere im Blick auf die Zäsur dieses Jahres aufgrund zweier wichtiger Ausstellungen: der Kokoschka-Ausstellung im Österreichischen Museum für Kunst und Industrie in Wien und der fast gleichzeitigen Wanderausstellung "Entartete Kunst", die von München aus ihren Anfang nahm und in der der Künstler prominent vertreten war. Für die Grenze nach oben gibt es mehrere markante Einschnitte, u. a. die große Werkübersicht von Kokoschkas Schaffen im Münchner Haus der Kunst von 1950, die bis dahin bedeutendste im Deutschland der Nachkriegsjahre, womit der Künstler am Ort seiner einstigen Diffamierung gleichsam rehabilitiert wurde.Innerhalb dieses Zeitrahmens wird kunsthistorische Werkanalyse mit politischer Geschichte, Rezeptionsgeschichte, Betrachterforschung und Institutionengeschichte verschränkt. Die Wiener Ausstellung von 1937 wird u. a. mit Blick auf den Kurator der Präsentation, Carl Moll, den Mäzen Ferdinand Bloch-Bauer und den Direktor des Museums, Richard Ernst, analysiert. Die Ausstellung "Entartete Kunst" wird zunächst im Blick auf den Prototyp derartiger "Schandausstellungen" untersucht und anschließend die Kokoschka zugewiesene Rolle in der Schau behandelt. Die Luzerner Auktion, in der auch hochbedeutende Werke des Künstlers aus deutschen Museen versteigert wurden, zeigt sich als Parallelaktion seiner Diffamierung im "Reich".Der anschließende Abschnitt thematisiert die politische Tätigkeit Kokoschkas zunächst im Prager und dann im Londoner Exil, wo er zu einer der führenden Figuren der Exilkreise und des Antifaschismus wurde. Der Abschnitt über die politischen Allegorien behandelt die Werkgruppe der entsprechenden Gemälde und bringt eine ikonographisch fundierte Gesamtsicht. Die Ära des Kalten Kriegs, die seit einigen Jahren auch Eingang in kunsthistorische Betrachtungsweisen gefunden hat, spielt bei Kokoschkas Rezeption in der unmittelbaren Nachkriegszeit eine wesentliche Rolle. Hier wird sowohl das problematische Verhältnis von Wiener Kunst- und politischen Instanzen zum Künstler behandelt wie auch die Geschichte des Bildnisses des Wiener Bürgermeisters Theodor Körner. Schließlich wird die Frage des Verhältnisses zum Salzburger Galeristen Friedrich Welz untersucht und die konservative Wende Kokoschkas in den späten 40er Jahren behandelt.Eine wesentliche Rolle in der Studie kommt dem Bildmaterial zu, das die Publikation der Ergebnisse anschaulich macht und Zusammenhänge vielfach schlagartig erhellt. Der Briefeschreiber Kokoschka kommt in ausführlichen Zitaten zu Wort. Eine Synchronopsis führt politische und kulturelle Chronik des behandelten Zeitraums zusammen. Im Anhang bieten Ausstellungschronik, Presseecho und Bibliografie wertvolle Grundlagen für weiterführende Analysen und Forschungen.
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