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Der Filmkomponist Max Steiner (1888-1971)
Peter Wegele
2012
Dies ist die erste Monographie über den austro-amerikanischen Komponisten Max Steiner (1888-1971), einen der großen Pioniere der Filmmusik des so genannten Goldenen Zeitalters Hollywoods. Es ist Max Steiners Verdienst, in den frühen 1930ern die sinfonische Filmmusik als gleichberechtigten und dramaturgisch unerlässlichen Bestandteil im Produktionsprozess der Filmindustrie Hollywoods durchgesetzt und etabliert zu haben. Steiner hat sich, im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen, gänzlich der Filmmusik verschrieben. Daher verschafft einem die Beschäftigung mit Max Steiner einen guten Einblick, wie Filmmusik wirklich funktioniert. Unterstützt von vielen Zitaten und Notenbeispielen wird im ersten Teil der Monographie gezeigt, wie Max Steiner seine Filmmusik geschrieben hat. Dies beginnt bei der ersten Annäherung an den fertig geschnittenen Film, der schrittweisen Einteilung des Filmes und dem Festsetzen der cues. Max Steiners Musik beinhaltet verschiedene gleichsam formulaische Gestaltungsmerkmale: umfassender Gebrauch von Leitmotiven, häufiges Zitieren eigener Musik, punktgenaues Synchronisieren von Leinwandaktion und Musik, bis hin zum so genannten Mickey Mousing. Der subjektive Gebrauch der Harmonien und die Grundprinzipien der Instrumentierung werden erläutert, sowie die für die Filmmusik auch heute noch typische Kooperation zwischen Komponist und Orchestrator, bei welcher die Komponisten nur die wichtigsten musikalischen Informationen in zwei- bis vierzeilige Notensysteme schreiben, und die Orchestrator dies dann in fertige Partituren ausarbeiten. Während seiner gesamten Karriere arbeitete Steiner lediglich mit drei Orchestrierern. Diese Zusammenarbeit erreichte ein sehr hohes intuitives Niveau, so dass Steiner oftmals nur noch rudimentäre Angaben in seinen Skizzen gemacht hat. Seine Filmmusiken dirigierte er stets selbst, wobei er nach eigenen Angaben fast immer mit Klick arbeitete. Der biographische Teil stützt sich im Wesentlichen auf die bisher unveröffentlichte Autobiographie Max Steiners. Steiner, geboren im Wien des ausgehenden 19. Jahrhunderts, war nach heutigen Vorstellungen ein musikalisches Wunderkind. Sein Vater war, ebenso wie bereits sein Großvater, ein wichtiger Theaterimpresario. Einer seiner Lehrer war Gustav Mahler. Steiners erste Karriere als Komponist, Arrangeur und Dirigent von Operetten und Musicals dauerte an die dreißig Jahre und umfasste die Stationen Wien, London und New York, bevor ihn 1929 der Ruf nach Hollywood ereilte, wo sich seine Bestimmung als Dean of Film Music (Bette Davis) erfüllen sollte. In den fünfziger Jahren, als die Bedeutung der sinfonischen Filmmusik im Allgemeinen abzunehmen begann, verblasste auch langsam Steiners Stern. 1965 schrieb er die letzte von über 300 Filmmusiken. Im dritten Teil wird zum einen mit Hilfe von Originaldokumenten wie Memos oder Briefen und Abrechnungen die genaue Entstehungsgeschichte des Filmes Casablanca nachgezeichnet. Der Leser bekommt zudem aus erster Hand einen Einblick in die Mechanismen der Filmindustrie. Zum anderen wurden Teile der Originalskizzen Steiners sowie der fertigen Partitur zu dieser Filmmusik vom Autor dieses Buches in Klavierauszüge umgewandelt, um so anschaulich zu dokumentieren, wie ökonomisch und dennoch musikalisch stimmig und kunstvoll Max Steiner gearbeitet hat. Darüber hinaus wird durch einen Vergleich einer Passage dieser Filmmusik mit Auszügen aus Wagners Ring des Nibelungen dem Leser veranschaulicht, wie sehr die Filmmusik nicht nur ihre Inspiration, sondern ganz konkrete kompositorische Prinzipien vom spätromantischen Musiktheater übernommen hat. Oder, wie Steiner es einmal ausdrückte: "If Wagner would have lived in this century, he would be the number one film composer". Max Steiner ist einer der herausragenden Protagonisten einer Generation von europäischen Einwanderern, die das kulturelle Leben der USA nachhaltig geprägt haben. Er ist ein wichtiges Bindeglied zwischen seiner Geburtsstadt Wien und seiner neuen Heimat Amerika. Nicht zuletzt durch ihn lebt die Tradition der europäischen Spätromantik bis heute in der Kinomusik etwa eines Howard Shore oder John Williams weiter.
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