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Im Dienste des Ich
Steffen Krüger and Thomas Röske
2013
Der Band mit Aufsätzen von deutschen, französischen und amerikanischen Wissenschaftlern würdigt den facettenreichen Forscher Ernst Kris (Wien 1900–1957 New York) aus den Blickwinkeln verschiedener Disziplinen. Tatsächlich muss man, um sein Schaffen zu umreißen, drei Berufsbezeichnungen bemühen: Kunsthistoriker, Psychoanalytiker und Kommunikationsforscher. Mit 22 Jahren hatte Kris sein Kunstgeschichtsstudium an der Wiener Universität mit einer Promotionsschrift zum Naturabgussverfahren in der Spätrenaissance abgeschlossen und war als Kurator am Kunsthistorischen Museum angestellt worden. Bereits Mitte der 20er Jahre begegnete er Sigmund Freud und begann eine Lehranalyse – wodurch er sich langsam von der klassischen Kunstgeschichte abwandte. Dabei entstanden seine interessantesten und fruchtbarsten Texte, die seinen Ruf als Kunstpsychologe begründeten, die Studien zum frühklassizistischen Bildhauer Franz Xaver Messerschmidt (1932/33), der Aufsatz „Zur Psychologie der Karikatur“ (1934) und die mit Otto Kurz verfasste Schrift „Die Legende vom Künstler“ (1934). 1938, gleich nach dem „Anschluss“, folgte Kris Freud ins Exil nach London, 1940 ging er mit seiner Familie nach New York City. Hier widmete er sich zunächst vor allem kommunikationswissenschaftlichen Fragestellungen, indem er mit erstaunlichem Tempo Abteilungen zur Analyse der Achsenpropaganda aufbaute. In der Folge lehrte er am New York Psychoanalytic Society and Institute und konzentrierte seine Energie auf die Psychologie des Kindes. Er richtete Forschungsgruppen am Yale Child Study Center ein und gab ab 1945 die neu gegründete Zeitschrift „The Psychoanalytic Study of the Child“ heraus. Hochgeachtet als wichtiger Vertreter der Ich-Psychologie starb er in New York.Kris entwickelte somit, halb freiwillig, halb erzwungen, eine Multidisziplinarität, die heute gefragter ist denn je – aufgrund der Ausweitung der Kunstgeschichte zu einer Bildwissenschaft als ästhetischer Leitdisziplin; aufgrund der Anforderungen, die heute an eine psychologisch informierte Kommunikationswissenschaft gestellt werden; sowie aufgrund des aktuellen Verständnisses der Psychoanalyse als Kulturanalyse.Die Beiträge des vorliegenden Bandes tragen dieser Sicht auf Kris Rechnung, indem sie seine Texte einer neuen kritischen Sichtung unterziehen, sie in ihrer Zeit würdigen und auf das Vorausschauende in ihnen hinweisen. So erschließen sie ein Werk, von dem in den betreffenden Fächern zu Unrecht meist nur einige Kernbegriffe bekannt sind.
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Keywords
- art history
- Communication Science
- Ernst Kris
- History
- Humanities
- Karikatur
- Propaganda
- Psychiatry
- Psychoanalysis
- Psychology
- Society & Social Sciences
- thema EDItEUR::J Society and Social Sciences::JM Psychology
- thema EDItEUR::N History and Archaeology::NH History