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Der mittelniederländische Spieghel onser behoudenisse und seine lateinische Quelle

Der mittelniederländische Spieghel onser behoudenisse und seine lateinische Quelle

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Neben der Biblia pauperum ist das Speculum humanae salvationis das wohl bekannteste typologische Werk des Mittelalters. Vom lateinischen Text, der in einer Lang- und einer Kurzfassung vorliegt, sind 328 handschriftliche mittelalterliche Quellen überliefert. Zudem wurde das Werk auch mehrfach gedruckt. Von seiner Popularität zeugen überdies Übersetzungen ins Deutsche, Französische, Niederländische, Englische und Tschechische. Insgesamt sind 422 Manuskripte nachweisbar. Die Arbeit stellt eine der beiden niederländischen Fassungen des Speculum, und zwar die Prosaübersetzung aus dem Jahre 1464, die in einer einzigen Handschrift (Haarlem, Stadsbibliotheek II 17) und in drei nahezu textgleichen Frühdrucken überliefert ist, in den Mittelpunkt. Neben Struktur und Funktion des lateinischen Textes werden in einem chronologisch-thematisch organisierten status quaestionis die Accessusfragen nach Herkunft und Autorschaft des Speculum erörtert. Die Forschungsgeschichte des Speculum liest sich wie ein roman d’apprentissage, in dessen Verlauf sich die Forscher allmählich von historisch belasteten Vorstellungen distanzieren. Trotzdem blieb vieles bisher im Dunklen, zum Beispiel die Verbindung des niederländischen Speculum mit dem burgundischen Hofadel im fünfzehnten Jahrhundert. Die historische Belastung der Forschung galt am stärksten für die niederländischen Inkunabeldrucke, die schon im 16. Jahrhundert als Produkte aus der Haarlemer Druckoffizin Laurens Janszoon Costers betrachtet wurden. Der Coster-Mythos wird hier nicht nur dekonstruiert, sondern durch eine neue Hypothese ersetzt. Vom mittelniederländischen Spieghel werden eine genaue kodikologische Beschreibung und eine breit angelegte Analyse der Sprache geboten. Auch der literaturhistorische Kontext und die Übersetzungs- und Bearbeitungstechnik werden eingehen behandelt. Die kritische Edition nach der Haarlemer Handschrift erfüllt ein altes Forschungsdesiderat, indem sie sowohl den Vergleich mit der bereits vor mehr als einem Jahrhundert herausgegebenen Versübertragung ermöglicht, als auch eine eminent wichtige Schnittstelle zwischen handschriftlicher und gedruckter Tradition in den Niederlanden für die Forschung zugänglich macht.

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