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Memes

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Ein Comicfrosch als Emblem rechtsextremer Bestrebungen? Nietzsche als Stichwortgeber der ‚Neuen Rechten‘? Ein vermummter Demonstrant, der durch einen Faustschlag ins Gesicht eines Neonazis nicht nur zum Helden der Linken, sondern zum viralen meme wird? Ein rechtsextremer, islamophober Terrorist, der im März 2019 in Christchurch (Neuseeland) 50 Menschen tötet und ein hasserfülltes Manifest online stellt, in dem es vor memes nur so wimmelt? Firmen, die im Netz zu Memproduzenten werden und diese oft dadaistische Praxis in den Dienst knallharter ökonomischer Interessen stellen? Wer nicht schon ein*e kompetente*r Leser*in spezifisch digitaler Formen kulturellen Ausdrucks ist, wird derart eklektischen, abstrusen und grotesken Phänomenen mit Befremden begegnen. Nicht erst seit ihrer Ausrufung durch den Medienwissenschaftler Felix Stalder ist die ‚Kultur der Digitalität‘ in aller Munde. Stalder kommt das Verdienst zu, die formal- und produktionsästhetischen Bedingungen eines kulturgeschichtlichen Moments, in dem jede und jeder konstant sendet und empfängt, herausgearbeitet zu haben. Ähnliche kultursemiotische und medienwissenschaftliche Ansätze, die jeweils zwischen Kultur- und Populärwissenschaft verortet werden könnten, haben mittlerweile Konjunktur. Was trotz dieser regen Forschungstätigkeit tendenziell selten in den Blick genommen wurde und wird, ist die Spezifität digitalkultureller Diskursivierungsprozesse und Ausdrucksformen. Auch ist zu konstatieren, dass das Bestreben, die diskursiven Normen sowie die informellen und formalisierten Umgangsformen digitaler ‚gemeinschaftlicher Formationen‘ (Stalder) herauszuarbeiten, zu gewissen blinden Flecken in der Forschung geführt hat: Die zielgerichtete interpretatorische Auseinandersetzung mit einzelnen exemplarischen Artefakten hat eine eher geringe Priorität. Und was zudem und zuletzt noch kaum versucht wurde, ist eine Gattungsbestimmung des digitalen Phänomens, das ungeahnte Sprengraft entfaltete: des Meme. An diesen drei Punkten setzt unsere Publikation an. Memes sind in ihrer prototypischsten Form Text-Bild-Gefüge, die mit viraler Geschwindigkeit verbreitet und transformiert werden. Somit handelt es sich bei memes um eine genuin digitale Gattung, die ihren Siegeszug mit dem Aufstieg des Internets antrat und deren Verschwinden nicht in Sicht ist. Doch obwohl sie Entitäten sind, die Ausdrucksformen für ganze Generationen bereitstellen, sind memes bis heute unterforscht. Was bis heute aussteht, ist eine Abhandlung, die memes erstens als Gattung kultureller Artefakte begreift, das heisst als forminhaltliche ästhetische Phänomene, die tendenziell gewissen isolierbaren, impliziten oder expliziten formalästhetischen Mechanismen gehorchen respektive auf einer formalen Ebene konzise beschrieben werden können; eine Gattung, die sich, zweitens, differenzästhetisch von anderen Gattungen unterscheidet respektive sich im Wechselspiel mit anderen Gattungen und Traditionslinien erst konstitutiert und die, drittens, neuartige rezeptionsästhetische Fragestellungen und Problemfelder eröffnet. Diese Desiderate hat unsere Monographie zu erfüllen versucht, und auf sie werde ich im Vortrag eingehen: Es sollen typologische und definitorische Fragen zur Gattung der memes erläutert werden, und ebenso soll es an distinkten Beispielen um geeignete analytische Vorgehensweisen im kulturwissenschaftlichen Umgang mit diesen Artefakten gehen.

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Keywords

  • Internetkultur
  • Kultur der Digitalität
  • Kulturwissenschaft
  • Literaturwissenschaft
  • Meme Studies
  • Memes
  • Radikalisierung
  • thema EDItEUR::A The Arts::AT Performing arts::ATN Internet and digital media: arts and performance

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DOI: 10.14361/9783839461242

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